Spät aber doch: Fast zwei Jahre ist es nun her, dass unser Kochbuch zum Sparkling Science Projekt „Nahrhaftes Mittelalter“ erschienen ist. Aufgrund der Pandemie mussten leider die geplanten Buchpräsentationen und Workshops immer wieder verschoben und schließlich abgesagt werden. Daher stellen wir das Buch nun hier vor und freuen uns über viele interessierte Leser*innen! (20. 10. 2022)
Zum Inhalt
Damals wie heute prägt unsere Esskultur die kulturelle Identität des Einzelnen sowie der gesamten Gesellschaft. Gerade die Vielfalt an regionalen und nationalen Küchen, Trends wie sogenannten Superfoods und neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft, die einer gigantischen Lebensmittelindustrie gegenüberstehen, regt heute viele Menschen an, sich intensiv mit ihrer Ernährung auseinanderzusetzen und sich auch für historische Perspektive zu interessieren. Kochkunst und Gesundheit sind also gewissermaßen in aller Munde. Es lag daher nahe, die Ergebnisse des universitären Sparkling Science Projektes „Nahrhaftes Mittelalter“, das sich mit dem kulinarischen Wissenstransfer zwischen Orient und Okzident befasste, nicht nur der wissenschaftlichen Community in Form einer synoptischen Edition, sondern auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen – und zwar als Kochbuch, das die Speisen der Vergangenheit auf unseren Tellern auferstehen lässt und sinnlich erlebbar macht. Nach zwei intensiven Projektjahren und monatelanger Nachbearbeitungs- und Wartezeit war es dann endlich soweit: Das erste Kochbuch zum Nahrhaften Mittelalter erschien! Unter dem Titel „Historische Kulinarik zwischen Orient und Okzident“ haben wir für euch unser persönliches Best of aus dem frühmittelhochdeutschen Púch von den chósten zusammengestellt.

Bei der diesem Band zugrundeliegenden mittelalterlichen Rezeptsammlung, dem frühneuhochdeutschen Púch von den chósten aus dem 15. Jahrhundert, handelt sich um die Übersetzung eines lateinischen Textes (dem Liber de ferculis aus dem 13. Jahrhundert), der wiederum eine Übersetzung aus dem Arabischen darstellt und ursprünglich einem Arzneibuch aus dem 11. Jahrhundert mit dem Titel Minhādj al-bayān entstammt. Am Ende dieser Reise durch die Jahrhunderte, Sprach- und Kulturräume präsentieren sich die deutschsprachigen Rezepte mitunter stark verballhornt und so manches wurde von den Übersetzern bewusst oder auch unbewusst den europäischen Gegebenheiten angepasst. Das mittelalterliche Púch von den chósten stellt somit auch einen frühen Beleg dessen dar, was wir heute als ‚Fusionsküche‘ bezeichnen würden.
Detaillierte Mengenangaben, ausführliche Zubereitungsanweisungen sowie Garzeiten sucht man in den mittelalterlichen Rezepten zumeist vergebens, da diese in der Regel für Experten – also erfahrene Küchenmeister – verfasst wurden, was kochinteressierte Leserinnen und Leser heute vor so manches Rätsel stellt. Gemeinsam mit angehenden Köchinnen und Köchen der beiden Höheren Lehranstalten für Wirtschaftsberufe in Krieglach und Graz (Schrödingerstraße) wurden die in diesem Buch versammelten Rezepte daher vom wissenschaftlichen Autorenteam anhand der lateinischen und arabischen Quellen rekonstruiert und für die moderne Küche adaptiert. Ergänzt werden die Neuinterpretationen mittelalterlicher Esskultur um viele wissenswerte Details zu Ernährung und Gesundheit der Zeit, die heutigen Leser*innen spannende Einblicke in die Welt der mittelalterlichen Kulinarik zwischen Orient und Okzident verschaffen.
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