Feigenknödel

Feigenknödel

Wissenswertes zur Feige im Mittelalter und ein historisches Rezept zum Nachkochen

Ylva Schwinghammer (2019)

Feigen als Schweinefutter? Glaubt man dem arabischen Gelehrten Ibn Butlan aus dem 11. Jahrhundert, kann die Leber eines Schweines, das mit Feigen gemästet wurde, nur von besonders feiner Gänseleber übertroffen werden. Doch eigentlich sind die süßen Früchte für das liebe Vieh viel zu schade, sind sie doch nicht nur wohlschmeckend und nahrhaft, sondern auch noch gesund und lassen sich zu vielen Leckereien verarbeiten – eine davon findet sich am Ende dieses Beitrags.

In der mittelalterlichen Humoralmedizin werden der Feige die Eigenschaften heiß und trocken oder vereinzelt auch – im Falle von frischen Feigen – heiß und feucht zugeschrieben, weshalb sie als besonders gut für Personen mit kalter Komplexion und ältere Menschen galten. Letztere könnten auch im kosmetischen Sinne vom Genuss der Früchte profitieren, zumindest laut dem Buch der Natur: Dort schreibt Konrad von Megenberg im 14. Jahrhundert in Berufung auf Isidor von Sevilla, dass alten Leuten bei regelmäßigem Genuss von Feigen die Runzeln vergingen, da sie die überschüssige Feuchtigkeit aus dem Körper zwischen die Haut und das Fleisch zögen und so die Falten ausfüllen würden.

In der Medizin fanden die Früchte vor allem Verwendung in Rezepten gegen Husten sowie in Pestarzneien. Außerdem wurden sie ob ihres süßen Aromas als Geschmackskorrektur für Arzneimittel eingesetzt, wie auch die folgende Textstelle aus dem Admonter Bartholomäus, einem Medizinbuch aus dem 15. Jahrhundert illustriert:

Item wer der pillule von pittrichkait wegen nicht also slinden mag, der nem vnd slind sew in veigen oder in oblaten oder mit einem gúten wein oder mit met.

Admonter Bartholomäus, fol. 17v

Wer die Pille wegen ihrer Bitterkeit nicht schlucken möchte, der nehme und schlucke sie in einer Feige oder in einer Oblate oder mit gutem Wein oder mit Met.

Übers. Ylva Schwinghammer

Den zuckersüßen Geschmack machte man sich auch in der Küche zunutze, wovon zahlreiche Rezepte in deutschsprachigen Kochbüchern zeugen. Häufig in Kombination mit Rosinen dienten Feigen als Basis für süße Speisen wie Muse, Knödel, Krapfen oder Gelees, aber auch als Bestandteil von Fleischgerichten. Durch die Kombination mit Nüssen und Mandeln glaubte man die (ver-)stopfende Wirkung der Früchte ausgleichen zu können.

Wenngleich bereits im Mittelalter vereinzelte Quellen vom Versuch berichten, Feigenbäume in unseren Breiten zu kultivieren (eventuell als Kübelpflanze), gedeihen die Pflanzen damals wie heute am besten in wintermilden Gegenden, z.B. im gesamten Mittelmeerraum, wo sie im besten Falle dreimal im Jahr Früchte tragen. Trotz des wahrscheinlich relativen hohen Preises für den Import belegen zahlreiche archäologische Funde sowie die vielen medizinischen und kulinarischen Nennungen eine weite Verbreitung der Feige in ganz Mitteleuropa, die als Süßungsmittel als Ersatz für Honig fungieren konnte.

Mittelalterliche Feigenknödel

[I]Tem will dw machen von veygen vnd von weinper so nymb sye vnd wasch sy von erst vnd stoes dar nach in einem moersaer vnd mach dar nach chueglen dar aus geleich als air vnd mach dar nach ein taiglin an mit wein vnd gilb das taigel vnd thue die chuegel dar ein vnd pachgs dar nach in oel oder in smalcz vnd gbuercz sye von ersten etc.

Graz, MS 1609, fol. 16v-17r

Ebenso: Willst du [Knödel] aus Feigen und Rosinen machen, so nimm diese, wasche sie, zerstoße sich danach im Mörser und mache Kugeln daraus, die einem Ei gleichen. Mach danach einen Teig mit Wein und färbe ihn gelb und gib die Kugel hinein und backe sie danach in Öl oder in Schmalz und würze sie.

Universitätsbibliothek Graz, Ms. 1609, fol. 16v
Universitätsbibliothek Graz, Ms. 1609, fol. 17r

Rezept

Für 12 Knödel

  • 15 getrocknete Feigen
  • 150g Rosinen
  • 300g Mehl
  • 2 Eier
  • Wasser
  • Öl
  • Safran, Zimt und Zucker

  1. Feigen und die Rosinen zerkleinern, vermischen und zu 12 etwa tischtennisballgroßen Kugeln formen.
  2. Eier verquirlen und mit dem Mehl vermengen. Safran in etwas Wasser geben und mit der Ei-Mehl-Mischung verkneten. Anschließend so viel Wasser einkneten, bis ein geschmeidiger Teig entsteht.
  3. Die Kugeln mit dem Teig umhüllen und in heißem Öl schwimmend herausbacken.
  4. Die noch warmen Knödel in einer Mischung aus Zimt und Zucker wälzen und am besten sofort servieren.

Quellen

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