Krapfen, Krapfen, Krapfen – eine kleine Kulturgeschichte des beliebten Schmalzgebäcks

Krapfen, Krapfen, Krapfen

Ylva Schwinghammer (2025)

Mittelalterliche Krapfenrezepte zum Nachkochen

Für alle, die jetzt Lust bekommen haben, einmal einen historischen Krapfen zu kosten, gibt es hier zwei einfache Rezepte.

Zunächst benötigen wir einen Teig: Die einfachste Variante ist ein sogenannter „derber Teig“, der ohne Triebmittel hergestellt wurde. In der fastenzeittauglichen Variante besteht dieser nur aus Wasser und Mehl (ich füge gerne noch etwas Salz hinzu). Das mag zwar langweilig klingen, schmeckt aber überhaupt nicht fade, keine Sorge! Krapfen mit dieser Teigvariante können sowohl gekocht, als auch frittiert zubereitet werden.

Rezept

Grundteig für etwa 50 Krapfen mit ca. 6cm Durchmesser

  • 400g Mehl
  • 180ml lauwarmes Wasser
  • etwas Salz
  • eventuell ein Ei zum Verkleben

– Mehl, Wasser und Salz zu einem glatten Teig verkneten. Den Teig anschließend etwa 30min ruhen lassen.

– Den Teig dünn, aber noch stabil ausrollen und in Quadrate schneiden oder rund ausstechen. Was die Form anbelangt, kann man sich weiter oben im Beitrag inspirieren lassen. Anschließend füllen und entweder ein Teigblatt mit einem anderen bedecken (für quadratische und runde Krapfen) oder das Teigblatt umschlagen (für Halbmonde und Dreiecke). Sollte man das Gefühl haben, dass der Teig nicht gut genug zusammenhält, kann man die Ränder mit Ei anpinseln und ihn so verkleben.

– Tipps: Ich nutze am liebsten eine Nudelmaschine und rolle den Teig dann auf Stärke 5 aus.

Wenn der Teig vorbereitet wurde, geht es an die Füllungen: Für diesen Beitrag habe ich eine süße und eine pikante Variante gewählt. Beide Rezepte finden sich jeweils in mehreren Handschriften des 14. und 15. Jahrhunderts – es dürfte sich also um relativ beliebte Krapfenfüllungen gehandelt haben.

Käsekrapfen mit Speck

Ein guot gebackenz . Rib kese menge den mit eyern vnd scharbe gesoten spec dar zvo mache ein schoenen derben teyc vnd fuelle den kese vnd die eyer dor in vnd mache krepfelin vnd backe sie in butern oder in smaltze noch der zit vnd gib sie warm hin .

München, Universitätsbibl., Cim. 4 (= 2° Cod. ms. 731), fol. 161v (= Buch von guoter spîse, 14. JH)

Ein gutes Gebackenes: Reibe Käse, vermenge ihn mit Eiern und schabe gekochten Speck dazu. Mache einen schönen, derben Teig und fülle den Käse und die Eier dahinein und mache Krapfen daraus. Backe sie in Butter oder in Schmalz, je nach der Jahreszeit, und serviere sie warm.

Rezept

für ca 25 Krapfen (= halbe Menge des oben genannten Teiges)

  • 100g feingeriebener Käse (z.B. Emmentaler, Parmesan)
  • 50 kleingeschnittener Speck
  • 1 Ei
  • etwas Salz und Pfeffer
  • Öl zum Ausbacken

– Alle Zutaten miteinander vermengen und in die vorbereiteten Teigblätter füllen.

– Anschließend in heißem Öl goldbraun frittieren und am besten noch warm genießen.

– Tipps: Für die gesamte Teigmenge des obenstehenden Rezeptes einfach die Menge der Füllung verdoppeln. Die Krapfen können in rohem Zustand eingefroren werden. Wenn man sie dann verwenden möchte, einfach gefroren ins heiße Öl geben und ausbacken.

Fastenkrapfen mit Apfel-Nuss-Fülle

Ain ander vasten kraphen NIm nuzz mit ganczem kernn als vil ophel dorvnder vnd sneyd sy vuerfelat vnd rost sie in honig meng es mit werczn vnd tue es auf dy pleter die do gemacht sein zu den kraphen vnd losz es pachen gibs hin versalcz nicht

Wien, Österr. Nationalbibl., Cod. 2897, fol. 26v

Ein weiterer Fastenkrapfen: Nimm ganze Nüsse und die gleiche Menge an Äpfeln dazu und schneide sie in Würfel und röste sie mit Honig. Vermenge es mit Gewürzen und gib es auf die vorbereiteten Krapfenteigblätter. Lass es backen, serviere es und versalze es nicht.

Rezept

für 25 Krapfen (=halbe Menge des oben genannten Teigs)

  • 2 Äpfel
  • eine Handvoll Walnüsse oder Haselnüsse
  • etwas Butter
  • 2 EL Honig
  • Zimt- und Nelkenpulver

– Äpfel in kleine Würfel schneiden, Nüsse grob zerkleinern und in etwas Butter andünsten.

– Honig und Gewürze hinzufügen, alles gut verrühren und vollständig auskühlen lassen. Anschließend in die vorbereiteten Teigblätter füllen und in heißem Öl goldbraun frittieren.

– Tipps: Wer es vegan haben möchte, ersetzt die Butter durch Öl und den Honig durch Zucker (brauner Rohrzucker schmeckt am besten). Lauwarm und mit Zimt und Zucker bestreut servieren. Auch diese Krapfen lassen sich in rohem Zustand gut einfrieren. Wenn man sie dann verwenden möchte, einfach gefroren ins heiße Öl geben und ausbacken.

Egal, für welche Variante und Epoche ihr euch entschieden habt, wünsche ich viel Spaß beim Kochen und Essen, denn – wie Hanns Sachs schon sagte:

wann ich hör lieber krapfen bachen,
denn büchsen oder armbrust krachen.

H. Sachs 5, 221a.

Quellen:

Eine Antwort zu „Krapfen, Krapfen, Krapfen – eine kleine Kulturgeschichte des beliebten Schmalzgebäcks”.

  1. Sehr schöner Überblick über die Geschichte von Krapfen! Im Allgäu gibt es auch noch Krautkrapfen, die sind eine Lieblingsspeise!

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