
Krapfen, Krapfen, Krapfen
Ylva Schwinghammer (2025)
Beim Wort Krapfen denken wir heute zuallererst an das charakteristische mit Marillenmarmelade gefüllte Hefegebäck, das in Schmalz herausgebacken und anschließend mit Puderzucker bestreut wird. In Teilen Deutschlands wird die süße Versuchung auch Berliner oder Pfannkuchen genannt.

Was die Sprache in Berliner oder Faschingskrapfen, Marille oder Aprikose trennt, eint die kollektive Kindheitserinnerung daran, als uns beim ersten beherzten Biss in den flaumigen Teig die Marmelade vom Kinn tropfte und klebrige Reste von Puderzucker in Mundwinkeln und auf der Kleidung zurückblieben. (Passiert uns übrigens auch heute noch…) Während der österreichische Faschingskrapfen lange Zeit der namensgebenden 5. Jahreszeit von 11.11. bis Faschingsdienstag vorbehalten war, wurde der Berliner früher traditionell ganz allgemein zu Festtagen gereicht. Dank großer Handelsketten sind die süßen Gebäckstücke mittlerweile längst ganzjährig und mit unterschiedlichsten Füllungen (Konfitüren, Puddings, Cremes, Schokolade…) und Toppings wie Glasuren, Schokolade oder Streusel verfügbar.
Die Ursprünge des Krapfens liegen – wie sollte es auch anders sein – im Mittelalter. Bereits Jakob und Wilhelm Grimm führen den Begriff auf das althochdeutsche Wort chrapho, krâpho, krâfo zurück, das neben diversen hakenförmigen Gegenständen (Widerhaken an Kesseln und Pfannen, Verschlusshaken an Kleidung, Ankerhaken und Folterwerkzeug) auch bereits ein Gebäckstück in ebensolcher Form bezeichnen konnte. Der Urahn unseres heutigen Krapfens war demnach nicht rund sondern gebogen. Beide Wortbedeutungen, der Haken und das Backwerk, sind noch in mittelhochdeutscher Zeit belegt, irgendwo auf dem Weg in die Gegenwart dürften sich die ursprüngliche Hauptbedeutung zugunsten des Gebäckstücks verlieren, heute kennt die deutsche Standardsprache nur noch essbare Krapfen.
Und full es als ein krapphen … – Krapfen im Mittelalter
Auf der Suche nach einschlägigen Texten in der deutschsprachigen Kochrezeptüberlieferung des Mittelalters und der frühen Neuzeit wird man rasch fündig, denn kaum eine umfangreichere Rezeptsammlung scheint ohne ihn auszukommen: Offenbar gebührte dem Krapfen sowohl in Zeiten des Feierns als auch des Fastens ein Fixplatz auf der Tafel. Wie sein modernes Pendant verfügt auch der typische mittelalterliche Krapfen über eine Füllung, diese besteht allerdings nicht aus fruchtig klebriger Marmelade, sondern aus einer Vielzahl an anderen Zutaten wie Käse, Speck, Eiern, Kräutern, Fleisch, Fisch, Krebsen, Äpfeln, Nüssen, Rosinen oder Feigen. DEN mittelalterlichen Krapfen gibt es nicht, dafür aber umso mehr süße und pikante Varianten zum Ausprobieren.

Während die Krapfenfülle in den Rezepten mehr oder minder detailliert beschrieben wird, findet man kaum Hinweise auf die Zubereitung des Teigs – zum einen konnten wohl unterschiedliche Teige zum Einsatz kommen, zum anderen wurde von einem versierten mittelalterlichen Koch (oder seinen Helfern) die Herstellung eines geeigneten Krapfenteigs vorausgesetzt. Eine recht komplexe Anleitung mit einer Art Vorteig auf Basis von Wein, Bier, Hopfenwasser oder Hefe enthält die sog. Küchenmeisterei, hier aus einem Solothurner Codex des ausgehenden 15. JH:
Item, zuo machenn ein krapffen teig, sud honig in win, / als vil du wilt, vnd nim ouch ein witte schusslenn / vnd bese denn win mit wissem mel als ein müsslin. / schlach ein eier tuter in ein ander schussel vnd och ein // [fol. 14r] Wenig saffrann, das zertribe gar woll mit dem / gemächtenn honig wein vnd tuo es in denn ge / zwerten teig. temperier es gar wol vnd würff / ye ein stöiblin mels dar zuo in die schüsslenn, als / lang vntz du ein lidigenn teig gemachest. dan / so bereite ein sufer tuoch vnd zuch denn teig daruf / mit einem welholtz zuo massenn dunn. vnd schnide / denn foerm gros oder kleinn, als du die krappffenn haben / wilt, ouch ye der fulle, da richt dich nach. oder was / teig man mit hefel oder birn oder hopff wasser / macht, die müssen alle uff gand vnd darnach aber / knetten mit lämem wasser oder mit gesotten / honig win. da wuß dich nach zuo richtenn
Solothurn, Zentralbibliothek, S 490, fol. 13v-14r.
Einen Krapfenteig zu machen
Siede Honig mit Wein, soviel du brauchst. Und nimm auch eine weite Schüssel, schlag Eier hinein und verrühr den Wein mit weißem Mehl zu einem Brei. Schlag ein Eidotter, der rot sein soll, mit etwas Safran in einer anderen Schüssel auf. Das vermisch gut mit etwas von dem angemachten Honigwein und gib es (dann) in den gerührten Teig. Laß den Teig nicht zu fest und nicht zu flüssig werden. Gib ein wenig Mehl in die Schüssel, bis du einen schweren Teig hast. Dann breite ein sauberes Tuch aus und roll den Teig darauf mit einem Wellholz aus und schneide dann große oder kleine Formen, wie du die Krapfen haben willst, je nach Art der Füllung. Oder alle, die man mit Hefe oder Bier oder Hopfenwasser macht, die muss man aufgehen lassen und danach wieder einkneten mit lauwarmem Wasser oder mit Honigwein. Danach wisse dich zu richten.
Andere Rezepte beschränken sich auf den Hinweis „Mach einen Teig aus Eiern und Mehl“. Für eine (fastenzeittaugliche) Basisvariante genügten aber auch Wasser und Mehl, ein Rezept für einen solchen schlichten Krapfenteig findet sich am Ende des Beitrags. Wichtig war, dass der Teig die richtige Konsistenz hatte, um ausgerollt, geschnitten und gefüllt zu werden, also Teigblätter daraus herzustellen. Da die meisten Krapfen in Fett herausgebacken werden sollten, musste der Teig auch ‚stabil‘ genug sein, dabei nicht zu platzen. Solcherart gefüllte frittierte Krapfen waren nicht nur praktisch zu essen (Fingerfood!), sie stellten auch eine geschmackvolle Methode zur Resteverwertung dar: Neben nicht näher definierten Braten-Überbleibseln wurden mitunter auch allerlei Innereien, Fischköpfe und Hühnerklauen kleingehackt und zu Füllungen verarbeitet. Dieses üppige Innenleben wurde bereits in mittelhochdeutscher Zeit sprichwörtlich, wo man ze allen zîten vol als ein krapfe – voll wie ein Krapfen – sein konnte.
Parallel zur großen Anzahl von Rezepten für in Schmalz gebackene Krapfen, finden sich auch gekochte Varianten der vielseitigen Teigtaschen: Diese wurden in Wasser oder Brühe gegart und anschließend entweder ähnlich wie Ravioli mit Käse und Schmalz oder als Suppeneinlage serviert.
Was die Form der Teigtaschen anbelangt, gilt ähnliches wie für die Teigherstellung: Einerseits waren wohl unterschiedliche Größen und Formen denkbar, wie im Solothurner Rezept angedeutet – schneide dann große oder kleine Formen, wie du die Krapfen haben willst, je nach Art der Füllung, andererseits wurde als selbstverständlich erachtet, dass man wusste, wie das bekannte Gericht auszusehen hatte. Dies zeigt sich auch in verwandten Rezepten, die bei der Speisenherstellung auf die Krapfen verweisen (backe es wie einen Krapfen, fülle es wie einen Krapfen, forme es wie einen Krapfen…). Leider wissen wir heute nicht mit Bestimmtheit, wie genau mittelalterliche Krapfen ausgesehen haben, etliche Rezepte lassen jedoch auf eine halbmondartige Form schließen, da sie als Grundlage von einem (runden) Teigblatt ausgehen, das zusammengeschlagen werden sollte. Andere Rezepte gehen von zwei runden oder eckigen Blättern übereinander aus.

Neben solchen meist frittierten und gelegentlich auch gekochten Teigtaschen stößt man in den Rezeptsammlungen noch auf weite mittelalterliche Krapfen: etwa den großen Krapfen und den krummen Krapfen: Ersterer ist ein Art Pfannkuchen (diesmal nicht der Berliner, sondern die Palatschinke!), für den zunächst ein dünner Teig aus Ei, Wasser und Mehl hergestellt und in der Pfanne gebacken wird, bis der Unterteil geröstet/knusprig und der Oberteil noch leicht feucht ist. Anschließend soll man ihn mit Weintraube/Rosinen füllen „wie einen anderen Krapfen“ (vnd full es als ander crapffen) und vor dem Servieren in Schmalz herausbacken. Ohne Füllung dafür mit konkreten Angaben zur Form präsentiert sich der krumme Krapfen, der aus Käse, Mehl und Eiern hergestellt, zu Würsten gerollt und in Hufeisenform frittiert wurden.
Ein krapffenn Item Wiltu machenn ein grossenn krapffenn, so mach ein teig von eytel eyren mit ein wenig wassers Vnd das dunn werd mit ein wenig melbs vnd geus denn taig mit dem plat in ein pfannenn, do ein smaltz Innenn sej als ein haselnus vnd las es pachenn, das es vntenn ros sej Vnd obenn feucht. Vnd nym es danne her aus als ander [195r] krapffenn mit weinper. Vnd wenne sie gemacht werdenn, so pach sie In einemm fewr In einer pfannenn, das wellig smaltz dorInnenn sej als ander krapfenn.
(Heidelberg, Universitätsbibl., Cod. Pal. germ. 551, fol. 194v-195r)
Von Krumppen Krapphen: REyb Gutten keas vnd nym halbs als vil melbs vnd slach ayr daran, das es sich lass wallgen. Vnd puluer das wol vnd welg auf einer pankch [104v], das es werd als wuerst. Das mach duenn vnd kruempp als rosseissen. Pachs Im Smalcz.
Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz –, Handschriftenabteilung, Ms. germ. qu. 1187, fol. 104r
Die Herstellung von Krapfen gehörte definitiv zum Standardrepertoire eines mittelalterlichen Koches. Hatte man erst einmal Fülle und Teig hergestellt, zeigte sich die wahre Handwerkskunst: Ein guter Koch konnte deren Mengen perfekt aufeinander abstimmen und musste so keine Zutat verschwenden.
<Also hastu denn teig vnd krapfen fuelle ob du die maß recht kanst treffen So bistu ein guoter koch>
(Solothurn, Zentralbibliothek, Cod. S 490, 14v)

Cäcila Krapf und ihre Erben: Krapfen in der Neuzeit

Der Legende zufolge wurde der Urahn des heute bekannten Faschingskrapfens um 1690 von der Wiener Bäckerin Cäcilia Krapf erfunden, deren mit eingelegten Früchten gefüllte frittierte Hefeteigstücke unter dem Namen „Cilly-Kugeln“ berühmt wurden. Ob es sich dabei um eine bewusste Kreation handelte oder die Kugeln durch einen Unfall entstanden (der Geschichte zufolge warf Cäcilia ein Teigstück nach ihrem Ehemann oder Lehrling, der Teig verfehlte sein Ziel und landete im heißen Fett…), darüber scheiden sich die Geister. Fest steht, dass sich das Gebäck innerhalb kürzester Zeit großer Beliebtheit erfreute und bald auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt wurde. Den endgültigen Siegeszug dürfte der Krapfen in dieser Form im 19. Jahrhundert angetreten haben. Nicht nur sollen im Jahr 1815 rund um den Wiener Kongress an die 10 Millionen Stück (!) vertilgt worden sein, auch unterschiedliche regionale und überregionale Rezeptsammlungen dieser Zeit bieten Anleitungen zum Nachmachen der Wiener Spezialität, die sich in den Büchern damals noch Seite an Seite mit vielen anderen Krapfenarten findet:
Die Grazer Kochbuchautorin Katharina Prato (eigentlich Pratobevera, geb. 1818 als Katharina Polt) versucht in ihrem praxisnahen Standardwerk „Die Süddeutsche Küche“ (heute meist als „Die Prato“ bezeichnet) nicht nur eine anfängertaugliche Anleitung zur Herstellung des „Faschingskrapfens“ zu geben, sie listet auch verschiedene Teigvarianten (mit Schlag statt Butter, ohne Ei sowie „ordinären Teig“ mit sparsamer Zutatenverwendung) auf und gibt nützliche Tipps und Tricks – beispielsweise, wie man sicherstellt, dass das fertige Gebäck den charakteristischen weißen Rand aufweist (nicht zu klein ausstechen, um ein Drehen im Fett zu verhindern, lange genug gehen lassen und nicht zu früh wenden!). Daneben finden sich bei ihr noch einige andere Krapfenrezepte: Wie die Blechkrapfen werden auch die gerollten Krapfen mit Zimt oder Nussfülle aus mürben Hefeteig hergestellt und nicht im Fett frittiert, sondern im Rohr gebacken. Eine interessante pikante Variante stellen die gefüllten Krapfeln von Hefenteig dar, die wie Faschingskrapfen zubereitet werden sollten, allerdings mit Fleischhaschee statt Marmelade gefüllt und mit Parmesan statt Zucker bestreut wurden.
Der 1868 geborene legendäre Wiener Hofkoch und Autor mehrerer bis heute aufgelegter Kochbücher Friedrich Hampel kennt neben Faschingskrapfen nach Altwiener Art und schokoladegetunkten Indianerkrapfen aus Biskuitteig aufwändig hergestellte Rosenkrapfen mit geformten Blütenblättern, Windkrapfen (franz. Baisers oder Meringues) und nussgroße Luftkrapfen aus Brandteig, die mit unterschiedlichen Saucen serviert werden konnten. Daneben waren auch pikante Krapfenvariationen Teil seiner Hofküche: halbmondförmige Schlickkrapferl konnten mit Kalbslunge, Schinken, Erbsenpüree, Hühnerleber oder Steinpilzen gefüllt werden; winzige mit Fleischhaschee gefüllte Brandteigkrapfen wurden Gästen in gebrochenen (=speziell gefalteten) Servietten gereicht. Beide wurden als Suppeneinlage verspeist.
Das Thüringer Kochbuch von 1854 unterscheidet zwischen Wiener Krapfen (Pfannkuchen) und Wiener Krapfen auf eine feinere Art, wobei ersterer mit in Zucker eingelegten Johannisbeeren und zweiterer mit „feineren Früchten“, wie Aprikosen- oder Himbeergelee gefüllt werden sollten. Die Fülle dürfe auch weggelassen und mit Wasser oder Wein verdünnt in einer Schale gereicht werden, jedoch „müssen [die Krapfen], wenn sie vorschriftsmäßig gemacht wurden, […] einen weißen Reif haben.“ Neben gelben Spritzkrapfen aus 12 Eidottern, ausgestochenen Zimmt-Krapfen, wurstförmigen Ringelkrapfen, mit Eischnee überbackenen Straßburger Krapfen und Mandelkrapfen kennt die Thüringer Küche der Zeit auch die sogenannten Rohr-Krapfen, die den österreichischen Spagatkrapfen ähneln: ein Stück Teig wird hierfür auf eine runde Eisenform gebunden und ausgebacken, wodurch die entstehenden Krapfen ihre charakteristische Form erhalten.
Jenseits von Hefeteig und Marmelade: Regionale Krapfenvarianten der Gegenwart
Blicken wir ein wenig über den Tellerrand in unterschiedliche regionale Küchen des deutschsprachigen Raums finden wir auch heute noch eine Vielzahl von unterschiedlichen Krapfen, die teilweise den mittelalterlichen Varianten näherstehen als dem traditionellen Faschingsgebäck:
Bei den Tiroler Schlutzkrapfen, die den italienischen Ravioli ähneln, handelt es sich um Teigtaschen aus Weizen- oder Roggenmehl, die halbmondförmig gefaltet mit unterschiedlichen Füllungen (z.B. Fleisch, Kartoffeln, Rote Rüben, Spinat und Topfen) serviert werden. Eine regionale Variante der Kärtner Küche nennt sich Schlickkrapfen und wird – zumeist mit Fleisch gefüllt – als Suppeneinlage gegessen.
Die Schweizer Zigerkrapfen werden aus unterschiedlichen Teigen hergestellt (wie etwa Mürbteig, Hefeteig oder Blätterteig) und begegnen uns rautenförmig oder dreieckig. Sie werden mit gesüßtem Ziger – einer Art Frischkäse aus Molke – und manchmal auch weiteren Zutaten wie Mandeln oder Kirschen gefüllt. Übrigens: Die heute nur noch regional geläufige Bezeichnung „Ziger“ findet sich auch in mittelalterlichen Kochrezepten – meist in Verbindung mit „Käseersatzprodukten“ auf Basis von Mohn oder Mandeln, die in der Fastenzeit bereitet wurden.
Für Pongauer Fleischkrapfen werden neben geselchtem (geräuchertem) Rind- und Schweinefleisch auch alle möglichen Wurst-, Kochfleisch- und Bratenreste als Füllungen verwertet werden. Zubereitet werden sie zumeist mit einem Roggenmehlteig, die fleischige Fülle wird in manchen Fällen noch um Kartoffeln ergänzt. Die dreieckigen oder halbmondförmigen Teigtaschen werden in Fett ausgebacken und traditionell mit Sauerkraut als Beilage serviert.
An mexikanische Burritos erinnert kulinarische Kosmopoliten der sogenannte Steirerkrapfen, ein Fingerfood, für das ein fester Roggenteigfladen in der Pfanne gebacken und anschließend mit Käse gefüllt und gerollt wird.

Dass Krapfen durchaus auch bunt und eckig sein können, beweist der rosarote Punschkrapfen, eine würfelförmige Spezialität aus Österreich, für die ursprünglich Reste von Biskuitteig in reichlich Rum getränkt wurden, um ihren altbackenen Geschmack zu übertünchen. Heute wird der Teig natürlich frisch gebacken und statt echtem Alkohol meistens Rum-Aroma verwendet.
Mittelalterliche Krapfenrezepte zum Nachkochen
Für alle, die jetzt Lust bekommen haben, einmal einen historischen Krapfen zu kosten, gibt es hier zwei einfache Rezepte.
Zunächst benötigen wir einen Teig: Die einfachste Variante ist ein sogenannter „derber Teig“, der ohne Triebmittel hergestellt wurde. In der fastenzeittauglichen Variante besteht dieser nur aus Wasser und Mehl (ich füge gerne noch etwas Salz hinzu). Das mag zwar langweilig klingen, schmeckt aber überhaupt nicht fade, keine Sorge! Krapfen mit dieser Teigvariante können sowohl gekocht, als auch frittiert zubereitet werden.
Rezept
Grundteig für etwa 50 Krapfen mit ca. 6cm Durchmesser
- 400g Mehl
- 180ml lauwarmes Wasser
- etwas Salz
- eventuell ein Ei zum Verkleben

– Mehl, Wasser und Salz zu einem glatten Teig verkneten. Den Teig anschließend etwa 30min ruhen lassen.
– Den Teig dünn, aber noch stabil ausrollen und in Quadrate schneiden oder rund ausstechen. Was die Form anbelangt, kann man sich weiter oben im Beitrag inspirieren lassen. Anschließend füllen und entweder ein Teigblatt mit einem anderen bedecken (für quadratische und runde Krapfen) oder das Teigblatt umschlagen (für Halbmonde und Dreiecke). Sollte man das Gefühl haben, dass der Teig nicht gut genug zusammenhält, kann man die Ränder mit Ei anpinseln und ihn so verkleben.
– Tipps: Ich nutze am liebsten eine Nudelmaschine und rolle den Teig dann auf Stärke 5 aus.
Wenn der Teig vorbereitet wurde, geht es an die Füllungen: Für diesen Beitrag habe ich eine süße und eine pikante Variante gewählt. Beide Rezepte finden sich jeweils in mehreren Handschriften des 14. und 15. Jahrhunderts – es dürfte sich also um relativ beliebte Krapfenfüllungen gehandelt haben.
Käsekrapfen mit Speck
Ein guot gebackenz . Rib kese menge den mit eyern vnd scharbe gesoten spec dar zvo mache ein schoenen derben teyc vnd fuelle den kese vnd die eyer dor in vnd mache krepfelin vnd backe sie in butern oder in smaltze noch der zit vnd gib sie warm hin .
München, Universitätsbibl., Cim. 4 (= 2° Cod. ms. 731), fol. 161v (= Buch von guoter spîse, 14. JH)
Ein gutes Gebackenes: Reibe Käse, vermenge ihn mit Eiern und schabe gekochten Speck dazu. Mache einen schönen, derben Teig und fülle den Käse und die Eier dahinein und mache Krapfen daraus. Backe sie in Butter oder in Schmalz, je nach der Jahreszeit, und serviere sie warm.
Rezept
für ca 25 Krapfen (= halbe Menge des oben genannten Teiges)
- 100g feingeriebener Käse (z.B. Emmentaler, Parmesan)
- 50 kleingeschnittener Speck
- 1 Ei
- etwas Salz und Pfeffer
- Öl zum Ausbacken

– Alle Zutaten miteinander vermengen und in die vorbereiteten Teigblätter füllen.
– Anschließend in heißem Öl goldbraun frittieren und am besten noch warm genießen.
– Tipps: Für die gesamte Teigmenge des obenstehenden Rezeptes einfach die Menge der Füllung verdoppeln. Die Krapfen können in rohem Zustand eingefroren werden. Wenn man sie dann verwenden möchte, einfach gefroren ins heiße Öl geben und ausbacken.
Fastenkrapfen mit Apfel-Nuss-Fülle
Ain ander vasten kraphen NIm nuzz mit ganczem kernn als vil ophel dorvnder vnd sneyd sy vuerfelat vnd rost sie in honig meng es mit werczn vnd tue es auf dy pleter die do gemacht sein zu den kraphen vnd losz es pachen gibs hin versalcz nicht
Wien, Österr. Nationalbibl., Cod. 2897, fol. 26v
Ein weiterer Fastenkrapfen: Nimm ganze Nüsse und die gleiche Menge an Äpfeln dazu und schneide sie in Würfel und röste sie mit Honig. Vermenge es mit Gewürzen und gib es auf die vorbereiteten Krapfenteigblätter. Lass es backen, serviere es und versalze es nicht.
Rezept
für 25 Krapfen (=halbe Menge des oben genannten Teigs)
- 2 Äpfel
- eine Handvoll Walnüsse oder Haselnüsse
- etwas Butter
- 2 EL Honig
- Zimt- und Nelkenpulver

– Äpfel in kleine Würfel schneiden, Nüsse grob zerkleinern und in etwas Butter andünsten.
– Honig und Gewürze hinzufügen, alles gut verrühren und vollständig auskühlen lassen. Anschließend in die vorbereiteten Teigblätter füllen und in heißem Öl goldbraun frittieren.
– Tipps: Wer es vegan haben möchte, ersetzt die Butter durch Öl und den Honig durch Zucker (brauner Rohrzucker schmeckt am besten). Lauwarm und mit Zimt und Zucker bestreut servieren. Auch diese Krapfen lassen sich in rohem Zustand gut einfrieren. Wenn man sie dann verwenden möchte, einfach gefroren ins heiße Öl geben und ausbacken.
Egal, für welche Variante und Epoche ihr euch entschieden habt, wünsche ich viel Spaß beim Kochen und Essen, denn – wie Hanns Sachs schon sagte:
wann ich hör lieber krapfen bachen,
denn büchsen oder armbrust krachen.
H. Sachs 5, 221a.




Quellen:
- Katharina Prato: Die gute alte Küche. 2017.
- K. u. K. Rezepte nach Hofkoch Hampel: Herausgegeben von Ralf Siebenbürger und Ewald F. A. Richter; Mit einem Vorwort von Erzherzogin Walburga Gräfin Douglas. 2021.
- Alt-Thüringer Kochbuch 1854: Ein unentbehrliches Handbuch gemixt mit 764 Rezepturen aus Thüringen. 2016.
- Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/23, https://www.woerterbuchnetz.de/DWB, Bd. 11, Sp. 2063 – Bd. 11, Sp. 2065.
- Althochdeutsches Wörterbuch, digitalisierte Fassung bereitgestellt durch die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, https://awb.saw-leipzig.de/AWB, Bd. 5, Sp. 384.
- Böhm, A., & Klug, H. W. (2021): Cooking Recipe for „Fried dumpling dough (so1.72)“. In H. W. Klug (Ed.), CoReMA – Cooking Recipes of the Middle Ages. Corpus – Analysis – Visualisation. With the help of A. Böhm, J. Eibinger, and C. Steiner. http://hdl.handle.net/11471/562.10.2300 (GAMS. 562.10.2300) (Accessed 2025-03-03)
- Böhm, A., & Klug, H. W. (2021): Cooking Recipe for „Fried dumpling, big (h2a.56)“. In H. W. Klug (Ed.), CoReMA – Cooking Recipes of the Middle Ages. Corpus – Analysis – Visualisation. With the help of A. Böhm, J. Eibinger, and C. Steiner. http://hdl.handle.net/11471/562.10.1199 (GAMS. 562.10.1199) (Accessed 2025-03-03)
- Böhm, A., & Klug, H. W. (2021): Cooking Recipe for „Horseshoe fried dumplings (b1.41)“. In H. W. Klug (Ed.), CoReMA – Cooking Recipes of the Middle Ages. Corpus – Analysis – Visualisation. With the help of A. Böhm, J. Eibinger, and C. Steiner. http://hdl.handle.net/11471/562.10.7092 (GAMS. 562.10.7092) (Accessed 2025-03-03)
- Böhm, A., & Klug, H. W. (2021): Cooking Recipe for „Nut and apple fried dumplings (w1.235)“. In H. W. Klug (Ed.), CoReMA – Cooking Recipes of the Middle Ages. Corpus – Analysis – Visualisation. With the help of A. Böhm, J. Eibinger, and C. Steiner. http://hdl.handle.net/11471/562.10.1511 (GAMS. 562.10.1511) (Accessed 2025-03-02)
- Böhm, A., & Klug, H. W. (2021): Cooking Recipe for „Cheese and bacon fried dumplings (m11.47)“. In H. W. Klug (Ed.), CoReMA – Cooking Recipes of the Middle Ages. Corpus – Analysis – Visualisation. With the help of A. Böhm, J. Eibinger, and C. Steiner. http://hdl.handle.net/11471/562.10.1297 (GAMS. 562.10.1297) (Accessed 2025-01-30)
- Alle Fotos: Ylva Schwinghammer

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